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Wasserturm

Wahrzeichen als Überbleibsel aus der Bergbauzeit von Übach-Palenberg - an Wochenenden/Feiertagen beleuchtet

Der Wasserturm von Übach-Palenberg.

Seit 100 Jahren gehört der Wasserturm der ehemaligen Steinkohlenzeche "Carolus Magnus" zu von Übach-Palenberg. Von welcher Richtung man auch die Stadt Übach-Palenberg anfährt, der Wasserturm ist immer zu sehen. Somit ist er ein weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Am Fuße der beiden Abraumhalden der Zeche gelegen, hatte der zirka 49 Meter hohe Turm nur ein Zweckdasein, nämlich für die Wasserversorgung des Bergwerkes zu sorgen.Von 1912 - seinem Baujahr - bis 1962 (Schließung der Zeche) war dies der Fall. Aber auch danach erfüllte der Wasserturm seine Funktion, wodurch dieses Relikt aus der Bergbauzeit überlebte. Während die Aufbauten der Zeche nach und nach verschwanden (bis auf das Verwaltungsgebäude und die Waschkaue), war der Turm noch bis 1989 "wassermäßig" in Betrieb. Bekanntlich wurde in den 80er Jahren aus den beiden Bergehalden Kohlereste herausgewaschen und als Kraftwerkskohle verwandt. Dadurch "verschmolzen" die beiden früheren Halden zu einer Resthalde, die seit 1990 endgültig zur Ruhe kommen kann.

Der Wasserturm einst (zu Zeiten des Bergbaus, rechts) und jetzt (links).

Nachdem der Wasserturm seinen Zweck erfüllt hatte und sein Zustand immer schlechter geworden war, stand hier der Eigentümer (die Gewerkschaft Carolus Magnus) vor die Frage, was mit ihm zu tun sei. Der Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. im Kreis Heinsberg erkannte den großen Wert des Turmes uns setzte sich nachhaltig für dessen Erhalt ein. Dieser Initiative ist es letztendlich zu verdanken, dass die Stadt Übach-Palenberg mit maßgeblicher Unterstützung der Nordrhein - Westfalen - Stiftung und des Landes NRW den Wasserturm in städtisches Eigentum überführen und 1989 in die Denkmalliste der Stadt eintragen konnte. Das bewahrte den Stahlkoloss letztlich vor dem Abriss. Unter der Leitung von Paul Gontrum (einem ehemaligen Bergbauingenieur) wurde der Wasserturm fachmännisch restauriert und mit einem blauen Anstrich versehen. Die Restaurierungsarbeiten dauerten von 1997 bis 1998.

Seit Dezember 2008 wird der Wasserturm an Wochenenden und Feiertagen durch farbige Leuchten illuminiert. Im Rahmen der Euregionale 2008 konnte dieses Projekt gefördert und umgesetzt werden. Diese Maßnahme hat den (Stellen)Wert des Wasserturms weiter erhöht und unterstreicht den Aspekt des Wahrzeichens um ein Weiteres.

Hier erinnert der Wasserturm an den Pariser Eifelturm. Dieser Vergleich trifft ein wenig zu, weil er ein Zeitgenosse von ihm ist und die französischen Eigentümer von Carolus Magnus diese damals in Frankreich sehr verbreitete Bauart bevorzugten.

Industriewassertürme - Technik ohne Schnörkel

Zum technischen Hintergrund des Wasserturms ist folgendes zu sagen: Im Gegensatz zu den Wassertürmen der Eisenbahn oder der kommunalen Wasserversorgung sind Industriewassertürme wie der Übach-Palenberger Turm reine Zweckbauten. Jede ansehnliche Verkleidung, jeder repräsentative Aufwand hätte für die Erbauer nur zusätzliche Kosten bedeutet. Ohne Rücksicht auf landschaftliche oder städtebauliche Gesichtspunkte entstanden Wasserspeicher, die einzig durch ihre technische Raffinesse bestachen. Nur noch wenige der einst zahlreichen Industriewassertürme sind erhalten geblieben. Deshalb ist der Wasserturm von "Carolus Magnus" ein wichtiges Dokument der Technikgeschichte.

Stahl, Technik und trotzdem Wasserturm. Eine interessante Sicht in den Wasserturm. U.a. sieht man gut das "Treppenhaus".

100 Tonnen Stahl als Dokument regionaler Technikgeschichte

Der Wasserturm in Übach-Palenberg repräsentiert ebenfalls ein spannendes Kapitel der regionalen Technikgeschichte. Die Eschweiler Stahlbaufirma F. A. Neuman errichtete ihn 1912 auf dem Gelände der "Gewerkschaft Carolus Magnus" und erstellte damit ein für damalige Verhältnisse "hochtechnologisches" Objekt. Der kugelförmige Wasserbehälter misst etwa 10 Meter im Durchmesser und besticht durch seine Funktionalität: Durch doppelt gekrümmte Stahlbleche besitzt er eine hohe Festigkeit bei geringem Materialverbrauch und die kleinste mögliche Oberfläche. Als Lizenznehmer eines Patentes des Aachener Wasserbauprofessors Otto Intze, war die Firma Neuman auf den Bau des sogenannten "lntze-Typ-Behälters" spezialisiert. Dank Intzes Patent reichten ab 1883 ein Stützring und ein graziles Stahlgerüst, um - wie in Übach-Palenberg - eine Wassermasse von 500 Tonnen dauerhaft zu tragen. Trotz dieser Konstruktion und des luftigen Erscheinungsbildes seines Gerüstes, sind in dem Wasserturm nicht weniger als 100 Tonnen Stahl verarbeitet worden. Die sechs Auflagepunkte des schlanken Strebengerüstes leiten damit 600 Tonnen Gesamtgewicht an das Fundament weiter. Für diese Herkulesleistung zeigt das Tragwerksystem eine nicht zu überbietende Leichtigkeit. In der Geschichte der Technik bildet diese Form des Wasserturmes den Höhepunkt des Stahlleichtbaus. Sie ist aber gleichzeitig auch sein Endpunkt, denn im Jahre 1912 wurden bereits die ersten Wassertürme aus Stahlbeton errichtet, die dann die Stahkonstruktionen ablösten.

Führungen: Früher hat der Verein für Denkmalpflege regelmäßig Führungen für Besuchergruppen bis maximal 25 Personen veranstaltet. Zurzeit sind aus baulichen Gründen keine Führungen möglich. Sobald sich hier eine Änderung ergibt, wird diese in der Presse oder hier im Internet bekanntgegeben.

Zwei Bilder von einem beleuchteten Wasserturm. Links am Morgen durch die aufgehende Sonne, rechts in der Nacht durch die von Menschenhand angebrachte Beleuchtungseinrichtung.

Acht verschiedene Beleuchtungsrichtungen des Wasserturms. Ein herrliches Farbenspiel an diesem schönen Denkmal.