Jahresrückblick 1937
Januar 1937
1.1.: Ab 1.1.37 hörte der "Staatsjugendtag" als unterrichtsfreier Tag auf zu bestehen. Darum wurde der Samstag wieder zum Schultag.
6.1.: Umlegungsverfahren (Grundstücke) in Scherpenseel sollte 1937 umgesetzt werden.
15.1.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Lokal Dreschers: Änderung der Hauptsatzung dahingehend, dass der Beigeordnete nicht haupt- sondern ehrenamtlich ist. Regierung sieht das nicht vor. Änderung Stellenplan, Einbürgerungsantrag beraten, Bericht über Schulerweiterungen in Frelenberg und Boscheln; die genehmigten Ordnungen der Gemeinde gelten auch über den 31.3.37 hinaus.
Januar: Rattenbekämpfungsaktion in Übach-Palenberg nicht zufriedenstellend.
16./17.1.: "Tag der Polizei" mit Aufklärung und Sammlung für das Winterhilfswerk. Erlös für Palenberg: 133,40 RM, für Scherpenseel: 52,41 RM, für Übach: 109,61 RM, Zum Vergleich: Baesweiler sammelte allein 231,57 RM und war Spitzenreiter im Kreis.
17.1.: Antoniuskirmes der Übacher Schützen.
Februar 1937
12.2.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Lokal Mehlkop: Planungsstand Rathausneubau; Neubau eines HJ-Heimes in Palenberg beabsichtigt, Aufhebung der Gebührenordnung für Vornahme von Desinfektionen; Neue Schulstellen für die kath. Schule in Scherpenseel, kath. Schule in Frelenberg und kath. Schule in Übach; Neuvermählte bekommen das Buch "Mein Kampf".
20.2.: Der Vorsitzende des Saar- und Pfalzvereins Palenberg und Umgebung, Wilhelm Gubernator, verlieh Bürgermeister Wilhelm Carl die Ehrenmitgliedschaft.
24.2.: Die Wurm trat infolge anhaltender Regenfälle über die Ufer. Seit 10 Jahren hatte es eine solche Überschwemmung nicht mehr gegeben.
März 1937
7. u. 14.3.: Osterschießen der St. Rochus-Schützen Boscheln mit dem Kleinkalibergewehr.
März: Die Wassermühlenbesitzer Adam Lüttgens (Frelenberg) und Dominikus Offergelt (Zweibrüggen) nahmen Mittel des Provinzialkonservators in Anspruch, um ihre Mühlen instandzusetzen.
15.3.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Hotel Burghof: Anstelle von Bergrat Scherer kommt Markscheider Hilbig in den Rat. Nachtragshaushalt 1936 = 42.595,-- RM. Haushalt 1937: Einnahmen und Ausgaben: 894.459,91 RM, außerordentlicher Haushalt: 120.000,-- RM, Elektrizität: 56.850,-- RM, Wasserversorgung: 37.900,-- RM. Jakob Dohmen wird Hausmeister in der Schule Frelenberg. Instandhaltung des Friedhofes in Scherpenseel durch Werner Jordine.
31.3.: In Übach-Palenberg gab es 6,531 km Landstraßen 1. Ordnung, 2.678 km Landstraßen 2. Ordnung und 37,604 km Gemeindestraßen.
31.3.: In Übach-Palenberg gab es folgende Schülerzahlen: Frelenberg kath. Schule 305, ev. Schule: 100, Palenberg: kath. Schule: 486, ev. Schule: 370, Scherpenseel: kath. Schule 426, Übach: kath. Schule 430, ev. Schule: 260, Boscheln: kath. Schule: 544, insgesamt 54 Lehrer unterrichteten in den Schulen.
31.3.: Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen betrug 29, der nichtanerkannten 15.
April 1937
10.4.: Der bisherige Beigeordnete Albert Wynands aus Stegh wurde Amtsbürgermeister der Gemeinde Selfkant mit Sitz in Wehr.
Mai 1937
Mai: Im Kreisheimatmuseum fand eine Dauerausstellung über Heimatkultur und Heimatpflege statt, die von der NSDAP sehr gelobt wurde. Maßgeblich mitbeteiligt aus Übach-Palenberg Freiherr von Negri aus Zweibrüggen, sowie der Bergmann Mayer und der Schreiner Paul Riediger aus Palenberg.
1.5.: Philipp Hoffmann wurde Lehrer an der Übacher Schule.
3.5.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Hotel Ernst: Bürgermeister Carl würdigte die verstorbenen Hubert Dohrenbusch und Wilhelm Jothe. Jothe bekommt als SS-Mann und für seine Verdienste sogar ein Ehrengrab. Informationen zum Rathausneubau: Bauarbeiten an Bauunternehmer Hemmersbach Küsters, Feier zur Grundsteinlegung besprochen; Schule in Marienberg kann früher gebaut werden, Grund: Kinder im holländischen Grenzgebiet sollen in Deutschland zur Schule gehen, Kostenpunkt incl. Hausmeisterwohnung 90.000,-- RM. Die nichtöffentliche Sitzung leitete Kreisleiter Volm (wie immer): Jean Mahsen soll 1. ehrenamtlicher Beigeordneter werden.
9.5.: Königsvogelschuss der St. Sebastianus Schützen Übach. König wurde Josef Dautzenberg.
22.5.: Die Kommunen des Regierungsbezirkes Aachen berichteten über die Preisentwicklung. Auf Bezirksebene wurden die Ergebnisse zusammengefasst und als Gesamtblick ausgewertet.
23.5.: Kreisparteitag der NSDAP in Geilenkirchen. Kreisleiter Konrad Volm aus Übach beschwörte die "unverbrüchliche Einheit der Blutsgemeinschaft der Westmark für das deutsche Volk." Die Schützenvereine hatten auch Teilnahmepflicht. Juni: Vor 1400 Zuschauern besiegte der TuS 09 RW Frelenberg die Mannschaft aus Breberen mit 5:1 und stieg in die 1. Kreisklasse auf (gleichzusetzen mit der heutigen Bezirksliga). Alle fünf umjubelten Frelenberger Tore schoss Franz Linkens.
Juni 1937
Juni: In Übach-Palenberg wurden 13 Bibelforscher festgestellt und in Schutzhaft genommen. Nach der Entlassung wurden alle überwacht.
20.6.: Gedenkfeier an der Mordstelle des Merksteiner SS-Führers Wilhelm Hambücker in Boscheln. Er war dort am 20.6.32 (angeblich) von Kommunisten erschossen worden. Angestrebt wird ein Denkmal in der Brünnestraße zu seinen Ehren.
26.6.: Vertrag zwischen der Gemeinde Übach-Palenberg und der Gewerkschaft Carolus Magnus: Werksbücherei auch für die Bevölkerung nutzbar.
30.6.: Im Jahre 1937 zogen mindestens 100 Neuapostolische Christen von Übach-Palenberg nach Westfalen und Salzgitter um. Grund: Unruhen auf der Zeche Carolus-Magnus.
30.6.: 1937 wurde Andreas Lies neuer Vorsteher der Neuapostolischen Kirchengemeinde Übach.
30.6.: Im Jahre 1937 wurde ein Kreuzweg von Billose´ und Prof. Klein für die Rektoratskirche St. Fidelis angeschafft. Diese Bilder waren von 1871 bis 1937 in Morsbach.
30.6.: Die Schülerzahlen in Übach-Palenberg zur Jahresmitte: kath. Volksschule Übach: 430, kath. Volksschule Boscheln: 544, ev. Volksschule Übach (incl. Boschelner): 260, kath. Volksschule Palenberg. 486, ev. Volksschule Palenberg: 370, kath. Volksschule Frelenberg: 305, ev. Volksschule Frelenberg: 100, kath. Volksschule Scherpenseel: 426, Gesamtzahl: 2.921.
30.6.: In Übach-Palenberg dienten 1937 dem Feuerschutz der Löschzug der Zeche Carolus Magnus, zwei Halbzüge der Feuerwehr Übach, ein Halbzug in Scherpenseel und einer in Frelenberg.
Juli 1937
1.7.: Der fertiggestellte Schulerweiterungsbau in Frelenberg konnte seiner Bestimmung übergeben werden.
Juli: Schützenkirmes in Windhausen. Schützenkönig wurde Josef Dovern sen.
19.7.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Hotel Mehlkop: Einführung der neuen Gemeinderäte Cremer und Derichs, Einführung eines Wappens (Beratungen durch Generalleutnant a.D. Oidtmann, Staatsarchiv Düsseldorf, Rijksarchiv Maastricht, Entwurf Graphiker Fritz Schlüter aus Düsseldorf) und der Gemeindefarben blau und rot, Gedenkstein für den ermordeten SA-Führer Wilhelm Hambücker (aus Merkstein) an der Brünestraße (Hambückerstraße) geplant, Grundstücksverkäufe, 150 RM Zuschuss an den Erntekindergarten in Scherpenseel, Carolus-Bibliothek kann auch von Werksfremden genutzt werden, Einbürgerung von Johann Feyer, Zuschuss von 100 RM für Sportplatzunterhaltung SV 09 Scherpenseel, kath. Volksschule in Boscheln soll "Wilhelm-Hambücker-Schule" genannt werden. Sonderrücklage von 30.000 RM für Rathausneubau in Haushaltsplan 1936.
August 1937
24.7. - 24.8.: In Borheggen bei Gangelt fand das Zeltlager des Bannes und Jungbannes 389 statt mit 700 HJ-Jungen und Pimpfen aus dem Kreis, unter ihnen auch die HJler aus ganz Übach-Palenberg.
7.8.: Der Landrat gab das Verbot der Verfütterung von Brotgetreide bekannt, wozu Gerste und Hafer nicht zählten.
14.8.: Die Übach-Palenberger Polizei wurde angewiesen, Kollekten bei Bittgottesdiensten und Notopfer der bekennenden Ev. Kirche unauffällig und ohne Beunruhigung der Gottesdienstbesucher zu beschlagnahmen.
21. .8.- 23: Stiftungsfest der St. Rochus-Schützen Boscheln auf der Festwiese mit Kirmes, Festzug, Zapfenstreich der Übacher Hitlerjugend und Musik der Herbacher Musikkapelle. Beim Königsvogelschuss siegte Fritz Stör aus der Siedlung.
27.8.: In der Schulchronik der kath. Volksschule Frelenberg stand vermerkt: Am 27. August fuhr morgens kurz vor 8 Uhr ein Sonderzug ganz langsam an unserer Schule vorbei. Es hieß, dass eine führende Persönlichkeit hier durchgekommen sei. Eine nach Palenberg mit dem Rade geschickte Schülerin telefonierte, das Hitler mit seinem Stabe an Generälen dort im haltenden Sonderzuge weilte. Daraufhin gingen wir mit allen acht Klassen und Lehrkräften nach Palenberg, um den Führer zu sehen. In Zweibrüggen hörten wir schon, dass Hitler mit seinen Männern viele Autos bestiegen habe und über Übach nach Siersdorf zur neuen Zechenanlage weitergefahren sei. August: Im Sommer wurden 799 Rinder überprüft und 117 abgedasselt (Entfernung der Dasselfliege von der Viehhaut).
September 1937
September: Frelenberg feierte seine Kirmes wie in alten Zeiten. Fast sah es so aus, als wollten die Menschen sich noch einmal mit Freude und Frohsinn volltanken, weil sie Schreckliches ahnten.
September: Im Rahmen der sogenannten Erfüllung des Vierjahresplanes halfen auch Jugendliche bei volkswichtigen Arbeiten. So beteiligte sich das Jungvolk von Frelenberg auf Wunsch des Ortsbauernführers bei der Flachsernte. Mit Marschliedern zogen die Pimpfe ins Feld, um hier zu arbeiten.
1.9.: Erstmalig ein Hausmeister an der kath. Volksschule Frelenberg (Herr Aengenvoorth). Er sollte es bis 1942 bleiben.
1.9.: In den kath. Schulen in Übach-Palenberg wurde der Religionsunterricht ab jetzt von weltlichen Lehrkräften gegeben und nicht mehr durch Geistliche. An freien Nachmittagen gab es lediglich Ersatzunterricht durch die Pfarrer.
17.9.: Anlässlich des Besuchs von italienischen Staatschefs Moussolini wurden die Grenzgemeinden - so auch Übach-Palenberg - angewiesen, bis 30.9.: verschärfte Grenzkontrollen durchzuführen.
26.9.: Königshuldigung von Fritz Stör bei den St. Rochus-Schützen Boscheln im Saale Jansen.
Oktober 1937
Oktober: Rektor Havenith, kath. Pfarrer, wurde von Boscheln nach Aphoven versetzt.
3.10.: Erntefeier der NSDAP von Palenberg und Frelenberg in Frelenberg. U.a. großer Erntezug durch den Ort mit viel Schmuck. Oktober: Die Polizei forderte Geschäfte auf, bei Höchstpreisüberschreitungen, ihre Preise auf den Vorschriftspreis zurückzusetzen‚
13.10.: Der Provinzialkonservator besichtigte die St. Petruskapelle und will sich dafür einsetzen, dass diese Kapelle von ihren Schäden befreit wird.
15.10.: Neuer Pfarr-Rektor in Boscheln wurde Heinrich Scharrenbroich, geb. am 20.9.04 in Gummersbach.
18.10.: Ratssitzung der Gemeinde Übach-Palenberg im Hotel Burghof: Rechnungsergebnis Haushalt 1936: 966.345,09 RM Einnahmen, 932.796,34 RM Ausgaben, außerordentlicher Haushalt: Ein- und Ausgaben: 168.518,39 RM; Elektrizität: Einnahmen 54.709,99 RM, Ausgaben: 168.518,39 RM plus 7.885,-- außerordentliche Ein- und Ausgaben; Wasserhaushalt ordentlich: Einnahmen 35.955,64 RM, Ausgaben 33.902,21 RM, außerordentlich noch 2222,60 RM ein- und Ausgaben. Nachtragshaushalt 1937: 120.000 RM außerordentliche Ausgaben wegen Rathausneubau, Bürgersteuer 1938 650 %, Einbürgerungsanträge besprochen, NSV Scherpenseel will hinter der Schule ein Kindergarten errichten. Probleme bei der Müllabfuhr in Boscheln: Fuhrunternehmer Josef Kohnen beklagt Bauschutt in den Mülleimern, Gemeinderat Haaken widersprach. Erneute Untersuchung.
24.10.: Generalversammlung des Gebirgstrachtenerhaltungsvereins "Edelweiß" Boscheln. Vereinsführer wurde Andreas Bauer.
26.10.: Verabschiedung des Organisten der Übacher Kirche, Willi Pick, zur Wehrmacht. Nachfolger wurde Herr Will aus Aachen. 29.10.: Erste Orgel in der Erlöserkirche in Betrieb genommen. Oktober: Vereinsmeister bei der Schachvereinigung Übach-Palenberg 1937 wurde Karl Winohr.
November 1937
1.11.: Es wurde festgestellt, dass die Gemeinde Übach-Palenberg über 7533,50 m Kanalisation verfügt.
November: Baubeginn des neuen Volksschulneubaues incl. Schulleiter-Dienstwohnung in Marienberg (Schulstraße).
5.11.: Schweine- und Hühnerhaltung infolge Futtermangels - wie außerorts beobachtet - traf für Übach-Palenberg nicht zu. Viele Bergleute hielten ihre Hühner und Schweine mit Essensresten und hatten keine Probleme.
28.11.: Gemeinsame kirchenmusikalische Andacht des Kirchenchores Übach und Palenberg in der Rektoratskirche St. Theresia Palenberg.
Dezember 1937
2.12.: Der Oberpräsident der Rheinprovinz erkannte das neue Wappen von Übach-Palenberg an (Übach für T und Lilienzepter Thorn, Frelenberg und Palenberg schwarzer ungekrönter Löwe Jülich, Scherpenseel silberner Löwe Heinsberger Lande.), ebenfalls die Stadtfarben blau-rot.
Dezember: Ehemalige Fremdenlegionäre wurden hier in Übach-Palenberg von der Polizei unauffällig überwacht. Keiner der Legionäre, die zwischen 1935 und 1944 beobachtet wurden, verhielten sich auffällig.
23.12.: Der Bürgermeister übergab noch restliches Inventar der AWO-Boscheln (Holzbaracke) an das Gemeindebauamt (5 Stühle, 9 Schemel, 1 Ofen, 2 Lampen, 1 Kleiderhaken). 31.12.: Tierbestand am Jahresende in Übach-Palenberg: 317 Pferde und 1.238 Rinder.
31.12.: Förderung auf der Zeche Carolus Magnus für dieses Jahr: 1.007.171 to. In keinem Jahr des Bestehens der Zeche war die Förderung höher.
Folgende Personen, die im öffentlichen Leben standen, verstarben im Jahre 1937 (teilweise bitte nur im Zeitkontext zu sehen):
- 21.3.: Hubert Dohrenbusch (Drogist aus Palenberg und Ratsmitglied des Gemeinderates von 1935 - 1937, 60 Jahre),
- 27.4.: Wilhelm Jothe, (SS-Truppführer und "alter Kampfgenosse aus Palenberg". 53 Jahre),
- 18.11.: Cornel Krampen (früherer Küster und Organist in der kath. Pfarre Übach).
Gedenkbuch der auf der Zeche Carolus Magnus tätigen bzw. in Übach-Palenberg wohnhaften tödlich verunglückten Bergleute 1937:
- 15.3.: Heinrich-Josef Jessen (Gillrath, 33 Jahre),
- 8.10.: Hubert Geiser (Schierwaldenrath, 29 Jahre).
Allgemeine Daten:
Einwohner am 1.10.1937: 16.278
Gemeinde- und Verwaltungsspitze:
- Bürgermeister: Wilhelm Carl
- 1. Beigeordneter: Albert Wynands (Kreisbauernführer) (bis 1.5.)
- 1. Beigeordneter: Johann Maassen (ab 2.5.)
- 2. Beigeordneter: Wilhelm Küppers
- Gemeindebaumeister: Friedrich Günther
Haushalt 1937:
- Ordentlicher Haushalt: 1.019.017 RM
- Außerordentlicher Haushalt: 100.813 RM
- Gesamtvolumen: 1.119.830 RM
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